KARATEDŌ GESCHICHTE
Einführung
Chuan-fa
Okinawa
Geheime Entwicklung
japanischer Einfluss
Meijin Ära
Ryūkyū Kempo Karate-jutsu
Japanisierung
Das Kara im Karate
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Einführung
Die Ursprünge und Entwicklung des Karatedō
sind historisch nicht belegt und schwer nachweisbar. Man
nimmt heute allgemein an, dass ''der Weg der Leeren Hand''
aus einer Kampfmethode Okinawas, "Te" ("Hand")
genannt, entstanden ist und stark durch die chinesische Kampfkunst
"chuan-fa" (jap. "kempo")
und evtl. auch anderen Systemen beeinflusst wurde. Zum Import
chinesischer
Kampfkünste kam es vor allem durch die intensiven Beziehungen
des damals unabhängigen Königreichs Okinawa zu
China im 14.Jh. Es ist nicht auszuschliessen, dass auch andere
Kampfsysteme das Karate beeinflussten, da Okinawa zu dieser
Zeit Handelsbeziehungen zu Korea, Japan und bis in den südostasiatischen
Raum unterhielt.
Nach heutigem Stand gelten die Begriffe wie "Faust" oder "schlagen" in
den 1721 erstmals veröffentlichten Aufzeichnungen
des chinesischen Gesandten Hsü Pao-kuang, als erster
schriftlicher Hinweis für die mögliche Existenz
einer Kampfkunst mit leeren Händen auf
Okinawa. In den "Aufzeichnungen
der Grossen Insel" von Tobe Yoshihiro aus dem Jahre
1762 ist zum ersten Mal nachweisbar von einer waffenlosen
Kampfkunst die Rede[1].
Die erste bekannte Erwähnung der Bezeichnung "karate" (oder
"tōde") mit der Bedeutung "Chinesische
Hand", stammt aus dem Jahre 1867 aus einer Programmschrift
verschiedener Kunst-, Theater und Kampfkunstausführungen
in Okinawa.
Karate in der heute üblichen Bedeutung von "Leere
Hand" wird erstmals in der Abhandlung über
das "Handgemenge
der Leeren Hand" ("Karate kumite")
von Hanashiro Chōmo
aus dem Jahre 1905 erwähnt, kam aber erst im Verlauf
der dreissiger Jahre in allgemeinen Gebrauch. Gichin
Funakoshi soll 1926 erstmals den Begriff "Weg
der Leeren Hand" ("karatedō")
benutzt haben.
Chuan-fa
Man nimmt heute an, dass der buddhistische Mönch Bodhidharma
(jap. "Daruma") im Kloster Shaolin die
Grundlage für
die chinesischen Kampfkünste legte, obwohl es keine
schriftlichen Belege dafür gibt und einige buddhistische
Historiker sogar bezweifeln, dass es Bodhidharma überhaupt
gab.
Quellen, die aber lange nach dem Tod Bodhidharmas geschrieben
wurden, geben an, dass er etwa um das Jahr 440 in Kanchi
der Hauptstadt des südindischen Königreichs Pavalla
geboren wurde. Er war der dritte Sohn von König Simbhavarman
und als gebürtiger Brahmane wahrscheinlich in der Kampfkunst
Vajramushti ausgebildet. Über den Seeweg erreichte
Bodhidharma etwa um 475 Südchina und lehrte gegen Ende
des 5.Jh. im neu errichteten Kloster Shaolin. Shaolin
wurde später für seine Kampfmönche bekannt
und diese Kampfkunst wird deshalb auch Bodhidharma zugeschrieben.
Von Indien stammend hat er seine Schüler sicherlich
in einer Form von Yoga unterrichtet, es gibt aber keine frühen
Aufzeichnungen, die ihn als Lehrer irgendeiner Kampfkunst
oder damit verbundenen Körperübungen darstellen.
Es scheint jedoch glaubwürdig, dass er die Mönche
auch seine in Indien erlernten Kampftechniken lehrte.
Trotz den vielen historischen Unklarheiten und sich teils
widersprechenden Legenden, wird Bodhidharma allgemein als
Begründer des Shaolin Chuan-fa (auch "Wushu" oder "Kungfu" genannt)
und des Zen (chin. "chan") in China angesehen.
Okinawa
Das Karate wie wir es heute kennen, entwickelte sich auf
der Inselkette Ryūkyū ca. 600 km südlich
der japanischen Hauptinseln im südchinesischen Meer,
hauptsächlich auf der Hauptinsel Okinawa. Bereits bevor
das Königreich Ryūkyū regen Handelskontakt
mit China unterhielt und mit deren Kampftechniken in Kontakt
kam, kannten die Krieger Okinawas neben dem Umgang mit dem
Schwert, dem Speer, Pfeil und Bogen und dem Reiterkampf eine
einfache Form von unbewaffnetem Nahkampf, welche Arm und
Beinschlage und grundlegende Griff und Befreiungstechniken
enthielt.
1393 wurde auf Okinawa im Dorf Kume bei der Stadt Naha eine
chinesische Mission eingerichtet. Die Immigranten werden
heute als die "36 Familien" bezeichnet.
Diese Familien waren für die Steuerung der Tribut-
und Handelsbeziehungen Chinas mit Ryūkyū
verantwortlich. Kume wurde als Okinawas Fenster zur chinesischen
Kultur bezeichnet
und junge Okinawaer lernten dort die chinesische Sprache
zu sprechen und schreiben, die guten Schüler durften
sogar in die grossen Städte Chinas studieren gehen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass gemeinsam mit den chinesischen
Handwerken auch die Kampfkunst durch die "36 Familien" eingeführt
wurden.
In der Zeit in der Okinawa durch Tributzahlungen mit dem
Chinesischen Reich verbunden war, machten Austauschstudenten
(jap. "Uchinanchu ryugakusei") ausgedehnte
Reisen in die verschiedensten Gegenden Chinas, um auf verschiedenen
Gebieten ausgebildet zu werden. Wahrscheinlich haben einige
dieser Studenten in China auch das Kenpo gelernt und in ihr
Heimatland zurückgebracht.
Ein weiterer wichtiger kultureller Einfluss übten die
Gesandten des chinesischen Kaisers (jap. "Sapposhi")
aus. Die Sapposhi reisten bis in die entlegendsten Gegenden
des Chinesischen Einflussgebietes, verbreiteten wichtige
Mitteilungen und brachten dem Kaiser Lageberichte zurück.
Die Gesandten wurden typischerweise von einem Tross aus vier-
bis fünfhundert Leuten begleitet, darunter verschiedene
Fachleute, Händler und Sicherheitsexperten. Diese Spezialisten
könnten ebenfalls ihre Künste eingeführt und
die Einheimischen, welche die chinesische Kampfkunst studierten,
während ihrer Zeit in Okinawa unterstützt haben.
Geheime Entwicklung
Mit der zunehmenden Beschäftigung der Bürger mit
den Kampftechniken stiegen auch die Anzahl Aufstände
und regionalen Machtkämpfe, als Konsequenz wurde auch
für die lokalen Gesetzeshüter (Beamte der "pechin" ("Samurai") Klasse) das chinesische Kampfsystem
eingeführt.
1507 verbot der Herrscher Shō Shin erstmals den Privatbesitz
von Waffen im Königreich Ryūkyū, was
sicherlich zur wachsenden Beliebtheit des Waffenlosen Kampfsystems
beitrug. Mit der Japanischen Invasion durch Shimazu Yoshihisa,
Anführer des Satsuma Clans, 1609, wurde das Waffenverbot
sogar noch verstärkt. Der Clan der Satsuma kontrollierte
Ryūkyū bis 1879 als König Shō Tai
abdankte und die Inseln offizielle Teil des Japanischen Reiches
wurden.
Während der 270 jährigen militärischen Besatzung
Okinawas entwickelten sich die vielseitigen Kampftraditionen
recht zufällig und im geheimen, weil wegen der tödlichen
Wirkung dieser Kampfkunst auch das Lehren dieser Methoden
von den Japanern streng verboten wurde. Für lange Zeit
war deshalb die Kenntnisse des Te auf kleine elitäre
Schulen oder einzelne Familien beschränkt. Einige wendeten
die Prinzipien der Selbstverteidigung auf eine Vielzahl von
Alltagsgegenständen an, woraus schliesslich das Kobudō entstand. Aus Geheimhaltungsgründen und da die Kunst
des Schreibens unter der Bevölkerung kaum verbreitet
war, wurden keinerlei schriftliche Aufzeichnungen angefertigt,
sondern man verliess sich auf die mündliche Überlieferung
und die direkte Weitergabe. Zu diesem Zweck begann man die
zu lehrenden Techniken in zusammenhängende Einheiten
zu festgelegten Abläufen und Formen zu bündeln.
So entwickelten sich die Kata des Okinawa-te und wurden zum
hauptsächlichen Medium der Tradition des Karate.
japanischer Einfluss
Während der Bestatzungszeit reisten auch einige Peichin
von Okinawa, in die Hauptstadt des Satsuma Reiches. Offenbar
sind einige von ihnen dort auch in der (Schwert)Kampfmethode
der Satsuma Samurais, dem "Jigen-ryu ken-jutsu" ausgebildet
worden und diese haben wohl auch später bei ihrer Rückkehr
die ursprünglichen Kampfmethoden Okinawas beeinflusst.
Unter diesen Peichin befanden sich auch Tode Sakugawa Chikudun
Pechin Kanga (1762-1843) und Matsumura
Chikudun Pechin Sokon (1798-1890) die als eigentliche
Urväter des Karate gelten.
Matsumura lernte zuerst die einheimische Okinawa Kampfmethode
unter Tode Sakugawa und studierte später, während
er als Sicherheitsbeamter für drei aufeinanderfolgende
Ryūkyū Könige diente, in Fujian (China)
und auch Satsuma (Japan). Er erhielt die Lehrerlaubnis (jap.
"menkyo") im Jigen-ryu ken-jutsu und
ist hauptverantwortlich für die Synthese der einzigartigen
Lehrmethode des Jigen-ryu in die Okinawa Kampftradition.
Dadurch legte Matsumurua den
Grundstein für eine vielseitige Selbstverteidigungsmethode,
welche im und um das Burgquartier von Shuri entstand
und später (1927) unter dem Namen Shuri-te oder
Shorin-ryu bekannt wurde. Nach seiner Entlassung
aus dem öffenlichen
Dienst war Matsumura einer der ersten der in Shuri seine
Selbstverteidigungsprinzipien
lehrte. Unter seinen Schülern waren Azato
Anko (1827-1906), Itosu Anko (1832-1915),
"Bushi" Ishimine (1835-1889), Kiyuna Pechin (1845-1920),
Sakihara Pechin (1833-1918), Matsumura Nabe (1850-1930),
Tawada Pechin (1851-1907), Kuwae
Ryosei (1858-1939), Yabu Kentsu (1866-1937),
Funakoshi Gichin (1868-1957), Hanashiro Chomo (1869-1945)
und Kyan Chotoku (1870-1945), die alle einen wichtigen Einfluss
auf die Entwicklung des Karate hatten.
Die Satsuma Periode war eine Periode grossen Wachstums und
Entwicklung sowohl für das Okinawa Karatedō
als auch das Kobudō. Der grundlegende Charakter und
die Form dieser Kampftradition wandelte sich jedoch noch
viel radikaler
als Okinawa Teil von Japan mit seiner stolzen Kriegertradition
wurde.
Meijin Ära
Nach der Aufhebung des Tokugawa Shogunates 1868 übergab
die Meiji Restaurierung Japan vom Feudalismus zur "Demokratie".
Von da an verschwand die Klassenstruktur und die Samuraipraktiken
Schwerter zu tragen, die regelmässigen Gehälter
für die Samurais und der Haarknoten (jap. "chonmage")
genauso wie die anderen Symbole einer feudalistischen Autokratie
in die Geschichtsbücher. Einhergehend mit diesem gesellschaftlichen
Umbruch verzeichneten die traditionellen japanischen Kampfkünste
(wie das "kenjutsu" ("Kunst des Schwertes")
und das "jūjutsu" ("Kunst der
Sanftheit"),
das Karate kannte man auf Japan noch nicht, zunächst
einen starken Rückgang.
Einige Jahre später wurde man aber wieder auf sie aufmerksam
und als eine der ersten öffentlichen Organe begann die
Polizei zunächst ab dem Jahre 1879 das kenjutsu und
später auch das jūjutsu zu fördern.
Es wurden Übungsorte errichtet, in die Schwertkunst
ein Gradierungssystem nach Rängen (jap. "kyu")
eingeführt
und Wettkämpfe abgehalten. Später kam es auch zu
einer schulübergreifenden Festlegung von Formen, um
eine einheitliche Ausübung gewährleisten zu können.
Ein Mann dem durch sein Wirken eine besondere Bedeutung für
die Wiederbelebung und vor allem für die weitere Entwicklung
der Kampfkünste in Japan zukommt, war Kanō
Jigorō. Er nannte sein bis 1882
aus mehreren Schulen des jūjutsu geschaffenes
System "Weg der Sanftheit" auf japanisch "jūdō".
Seine Zielsetzungen waren die "Kultivierung
des Herzens" ("shūshin"), "Leibeserziehung" ("taiiku")
und "Wettkampf" ("shōbu").
Kanōs
inhaltliche Vorstellungen wie das Graduierungssystem nach
kyu ("Rängen") und dan ("Stufen"), Übungsmethoden
und Gewichtung der Ausbildung auf die erzieherischen Werte
fanden breite Zustimmung und zeigen sich bis heute in den
Kampfkunstwegen. Seinem Vorbild folgend, kam es mit der Zeit
auch zur allgemeinen Übernahme und Verbreitung des Schrifteichens
"dō" ("Weg") in die Bezeichnung
auch anderer Kampfkünste.
Das Interesse an den traditionellen Kampfkünsten wuchs
aber auch mit der Zunahme des Nationalismus sowie den militärischen
Aktionen gegen das Ausland (z.B. dem Krieg gegen China 1894/95).
1895 wurde in Japan ein Dachorganisation für Kampfkünste
gegründet, die "Grossjapanischen Gesellschaft
für Kampfkunsttugenden" ("Dai Nihon
Butokukai")
und man führte die Bezeichnung "budō" ("Weg
der Kampfkünste") ein.
Ryūkyū
Kempo Karate-jutsu
Okinawa wurde 1875 offiziell zu einer japanischen Präfektur
erklärt. Während einer Musterung junger Männer
für den Wehrdienst 1890, wurde der Kommissar für
Erziehung in der Präfektur Okinawa wegen ihrer besonders
guten körperlichen Verfassung auf Hanashiro Chomo
und Yabu Kentsu aufmerksam, die darauf angesprochen angeben
im Ryukyu kempo karate-jutsu ausgebildet
worden zu sein. Weil die Möglichkeit bestand, dass diese
wenig bekannte Okinawa Kampkunst die Wirksamkeit des japanischen
Militärs noch ausbauen könnte, wie dies bereits
Kendo und Judo taten, begann man den potentiellen Wert dieses
kempo karate-jutsu genauer zu studieren. Wegen mangelnder
Organisation, unpraktischen Trainingsmethoden und der langen
Zeit die es benötigte er zu erlernen liess das Militär
diese Idee aber wieder fallen.
Um die Jahrhundertwende machte sich, angeführt von
Itosu Anko, eine Gruppe Okinawa Karate Enthusiasten
für die Einführung dieser Disziplin in das Schulsystem
der Insel stark. Diese Modernisierung des Karate-jutsu führte
zu einer radikalen Veränderung der Praktizierung. Viele
Techniken die als zu gefährlich für Schulkinder
angesehen wurden, entfernte man und der Schwerpunkt verlagerte
sich von der Selbstverteidigung in Richtung körperliche
Fitness. Die Katas mit den vielen versteckten Selbstverteidigungstechniken
wurden zwar intensiv geübt, aber die Anwendung dieser
Techniken (jap. "bunkai") wurde stark
vernachlässigt.
Besonders Gichin Funakoshi tat sich bei dieser Reform
hervor, indem er auf den Grundlagen des Shorin Ryū
(oder "Shuri-t"e nach der Ursprungsstadt
Shuri) begann das Karate zu systematisieren. Funakoshi verstand
das Karate
neben der reinen körperlichen Ertüchtigung auch
als Mittel zur Charakterbildung.
Japanisierung
In den Jahren 1906 bis 1915 bereiste Funakoshi mit einigen
seiner besten Schüler ganz Okinawa und hielt öffentliche
Karate Vorführungen. Einer dieser Aufführungen
wohnte der damalige Kronprinz Hirohito bei, der darauf Funakoshi
einlud bei einer nationalen Budō Veranstaltung in
Tōkyō sein Karate in einem Vortrag zu präsentieren.
Dieser Vortrag stiess auf reges Interesse und Funakoshi wurde
eingeladen seine Kunst am Kodokan ("die Schule
für
das Lernen des Weges"), der Jūdō
Schule von Kanō, vorzuführen. Der begeisterte
Kanō überredete Funakoshi am Kodokan zu bleiben
und zu lehren. Zwei Jahre später, 1924 gründete
Funakoshi sein erstes Dōjō.
Im Gegensatz zum Kendō und Jūdō
fehlten im Karate-jutsu eine formelle Übungsuniform
und es hatte keine Wettkampfform. Sein Lehrplan unterschied
sich von Lehrmeister zu Lehrmeister stark und es gab keinen
organisierten Standard um den unterschiedlichen Stand des
Könnens zu bestimmen. Aus japanischer Sicht, war das
Ryūkyū Kempo Karate-jutsu unkultiviert
und ohne jegliche Organisation oder Einheitlichkeit, kurz
gesagt es war nicht japanisch.
Die ultra-traditionellen Budō Cliquen des Butokukai
waren tief über die öffentlich ausgetragenen Feindseligkeiten
zwischen rivalisierenden Karate Meistern besorgt und dies,
sowie die bereits oben genannten Mängel, also der unorganisierte
Lehrplane, das Fehlen sozialen Anstandes und das Fehlen einer
formellen Kleidung, zwangen die Butokukai die für das
Wachstum des Karate-jutsu als sehr schädlich angesehen
Situation zu ändern. Damit das Karate-jutsu auf den
Hauptinseln Japans akzeptiert werden konnte, forderte die
Butokukai die Entwicklung und Einführung eines einheitlichen
Lehrplanes, die Einführung einer Standard Übungskleidung
(das "karate gi"), einen einheitlichen Standard
um die Stufen des Könnens zu beurteilen, die Einführung
von Jigoro Kanōs "Dan-Kyu" Systems und
die Entwicklung einer sicheren Wettkampfform, mit welcher
die Teilnehmer ihre Fähigkeiten und ihren Spirit testen
können. D.h. das Ziel war, wie bereits beim Kendō
und Jūdō, universelle Standards für
das Karate-jutsu einzuführen.
Das Kara im Karate
Die ursprünglichen Zeichen für Karate bedeuteten
"chinesische Hand". Das erste Zeichen (唐)
, welches entweder als "tou" oder "kara" ausgesprochen
werden kann, stand für Chinas Tang Dynastie
(618-907) und repräsentierte später das Zeichen
für China an sich. Das zweite Zeichen (手),
bedeutet "Hand" und kann entweder als "te" oder
"di" ausgesprochen werden.
Im Zeichen des starken Nationalismus zusammen mit der Anti-chinesischen
Stimmung im Japan der zwanziger und dreissiger Jahre änderte
die Karate-jutsu Bewegung das Zeichen welches China symbolisierte
durch eines das mehr ihre Disziplin repräsentierte.
Bei dieser Änderung wurde auch gleich die Endung "-jutsu" weggelassen
und durch den modernen Ausdruck "dō" wie
in jūdō und kendō ersetzt.
Das neue Zeichen für "kara" (空)
bedeutet "leer" und kann auch als "kū" ("die
Leere") oder als "sora" ("der
Himmel") ausgesprochen werden. Das Zeichen
"kara" weist also nicht nur auf die Waffenlosigkeit
hin, sondern es spiegelt vielmehr einen tieferen, auch für
die anderen Kampfkünste Japans und vom Buddhismus kommenden
zentralen metaphysischen Begriff "der (inneren) Leere" wieder.
Während man im Buddhismus nach der Selbstfindung strebt,
bedeutet
kara die Überwindung der weltlichen Sehnsüchte,
Täuschungen und Bindungen.
Die Endung "-dō" (道)
bedeutet "Weg" oder "Pfad".
Das selbe Zeichen spricht man im Chinesischen (Mandarin)
als "dao" (oder "tao")
aus und wird vor allem für den "Daoismus" (oder
auch "Taoismus"),
der Philosophie von Lao Zi (Lahotse) benutzt. Im philosophischen
Kontext der Selbstverteidigungstradition, wurde aus dem Dō ein
Lebensweg, ein Weg den man geht, wenn man die Perfektion
im Karate anstrebt. Das Zeichen "jutsu" (術)
in Karate-jutsu bedeutet "Kunst" oder "Wissenschaft".
Die neuen Zeichen waren für Japan also auch Ausdruck
dafür,
dass das unjapanische, zwar effiziente, aber "pöbelhafte" Karate-jutsu
Okinawas die Grenzen eines reinen Kampfsystems überwunden
und sich zu einem modernen Budō System gewandelt
hatte.
Während der neue Begriff Karate-dō mit
den neuen Zeichen in Okinawa bis 1936 nicht offiziell anerkannt
wurde, ratifizierte die Dai Nihon Butokukai ihn
im Dezember 1933 und signalisierte damit die eigentliche
Anerkennung
des Karate-dō als modernes japanisches Budō.
Die Butokukai glaubte, dass sie mit ihren vorgeschlagenen
Verbesserungen eine einzelne geeinigte Koalition unter ihre
Federführung bringen könne, wie dies mit dem Kendō
und Jūdō der Fall war. Die Entwicklung
des Karate-do wurde aber durch das grosse Elend des Zweiten
Weltkrieges so stark überschattet, dass eine allgemeine
Standardisierung nicht vollständig stattfand und bis zur
heutigen Zeit wurden die verschiedene Karatedō Style
nie wirklich zusammengebracht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch Funakoshis Beziehung
zum Ausbildungsministerium Karate als Leibeserziehung und
nicht als kriegerische Kunst eingestuft und durfte auch zur
Zeit der Besatzung in Japan gelehrt werden. Wie das Jūdō
und Kendō genoss Karatedō durch das im
Schulsystem geborene Sportformat an wachsender Popularität.
Über Hawaii sowie die amerikanische Besatzung Japans
und insbesondere Okinawas fand Karate im Laufe der fünfziger
und sechziger Jahre als Sportart zunächst in den USA
und dann auch in Europa eine wachsende Verbreitung.
Quellen:
[1] Heiko Bittmann:
"Karatedô Der
Weg der Leeren Hand" (1999),
ISBN: 3-00-004098-6
[2] Patrick McCarthy: "The
Bible of Karate Bubishi" (1995),
ISBN: 0-8048-2015-5
[3] wikipedia.de
Artikel
Dieser
Artikel wurde von Michel Estermann für das Kyokushin
Wiki geschrieben und dort findet man auch
weiterführende Links und
Informationen
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Karatedō Kalligraphie |